
Fast 50 Jahre hat Österreich gebraucht, um seinen Anteil und seine Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu bekennen. Während der nationalsozialistischen Diktatur wurden mehr als 130.000 österreichische Jüdinnen und Juden vertrieben; mehr als 65.000 wurden während der Shoah ermordet. Nach dem Kriegsende bestand die einst blühende Wiener Jüdische Gemeinde nur mehr aus einigen hundert Mitgliedern. Die heutige Gemeinde wurde vor allem von „Displaced Persons“ gegründet, denn sehr wenige der Wiener Jüdinnen und Juden konnten oder wollten sich zu einer Rückkehr entschließen. Auch waren weder damalige Regierung noch Wiener Stadtverwaltung sehr interessiert, den vertriebenen Jüdinnen und Juden eine Heimkehr zu ermöglichen.
Vor dem Hintergrund ihrer historischen und moralischen Verantwortung, fühlt sich die Stadt Wien dem großen kulturellen Erbe des Judentums ebenso verpflichtet wie der Aufgabe des modernen Wien als Ort der internationalen Begegnung. Im Jahre 1980 wurde daher auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Leopold Gratz und Stadtrats Heinz Nittel gemeinsam mit Leon Zelman der Jewish Welcome Service Vienna gegründet, mit dem Ziel die Präsenz einer aktiven und selbstbewussten jüdischen Gemeinde nach der Shoah zu dokumentieren.
Der Jewish Welcome Service Vienna sieht seine Hauptaufgaben in der internationalen Öffentlichkeitsarbeit für die jüdische Kultur in Österreich. Im Sinne der weltoffenen Tradition Wiens sollen Brücken für die Zukunft geschlagen werden, um Vorurteile abzubauen und zum besseren gegenseitigen Verständnis beizutragen. Der Jewish Welcome Service Vienna und die Stadt Wien freuen sich, Sie in Wien begrüßen zu dürfen.
Dr. Michael Ludwig
Bürgermeister und Landeshauptmann
Stadt und Land Wien
Präsident des Jewish Welcome Service