Der diesjährige Leon-Zelman-Preis wurde an die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) verliehen. Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler überreichte die Auszeichnung Mitte September im Stadtsenatssitzungssaal des Rathauses.
Die JöH, die seit ihrer Neugründung 1947 alle jüdischen Studierenden in Österreich vertritt, wurde für ihr unermüdliches Engagement gegen Antisemitismus und für eine sichtbare jüdische Präsenz in der Gesellschaft gewürdigt.
In ihrer Laudatio hob Isolde Vogel, Antisemitismusforscherin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, die Rolle der JöH hervor: „Ihr habt absolut keine Scheu davor anzuecken, seid wachsam und lasst euch zugleich alles andere als vereinnahmen.“ Vogel betonte, dass die JöH eine wichtige Stimme sei, die zeige, dass „jüdisches Leben in Österreich … nicht still und unsichtbar“ ist, „sondern laut und pluralistisch, inklusiv, widerständig – und unangepasst in einem Land, in dem Jüdinnen und Juden für so manche nur an Gedenktagen zu existieren scheinen.“ Vogel lobte das zivilgesellschaftliche Engagement der Studierendenvertretung, das sich in Demonstrationen, Mahnwachen und klaren Stellungnahmen manifestiere. Die JöH widme sich „unermüdlich […] dem Kampf gegen den Antisemitismus und gegen jede menschenfeindliche Ideologie, gegen Rassismus, Antifeminismus und Rechtsextremismus.“
Gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus
Die Jury begründete die Verleihung damit, dass sich die JöH im vergangenen Jahr „außerordentlich positioniert“ habe. Hervorgehoben wurden u.a. die „Organisation leerer Schabbestische für die von der Hamas seit 7.Oktober 2023 entführten israelischen Geiseln im Rahmen der Initiative von „Bring Them Home Now“, als Nachkommen von Holocaust-Überlebenden durch das Sichtbarmachen von so manchen Ambivalenzen in der Erinnerungs-und Gedenkpolitik, sei es die tagelange Mahnwache am Heldenplatz vor der Nationalratswahl-Wahl im Herbst 2024 („Gegen Volkskanzler & Kellernazis“), sei es die denkwürdige Aktion beim Shoah-Mahnmal am Wiener Judenplatz gegen eine Kranzniederlegung durch den Nationalratspräsidenten. Darüber hinaus engagiert sich die JöH stets im Sinne des Namensgebers des Preises für den Dialog und Austausch mit anderen studentischen Gruppen, für gemeinsame aktivistische Bündnisse gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rassismus.“
Der von der Stadt Wien und dem Jewish Welcome Service gestiftete und mit 5.000 Euro dotierte Leon Zelman-Preis wird seit 2013 an Personen oder Organisationen vergeben, die sich im Sinne Leon Zelmans (1928-2007) aktiv für die Erinnerung an die Shoah einsetzen. Er würdigt besonderes zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie Projekte, die den interkulturellen Dialog fördern. Leon Zelman war langjähriger Leiter des Jewish Welcome Service und Herausgeber der Zeitschrift „Das Jüdische Echo“.


Medienberichte:
- Der Standard: „Keine Scheu, anzuecken“: JöH erhielt Leon-Zelman-Preis
W24: „Keine Option, nichts zu tun“: JöH erhalten Leon-Zelman-Preis
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