Der Verein „Steine der Erinnerung“ feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen. Der Jewish Welcome Service unterstützte in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer wieder Angehörige bei Reisen nach Wien, damit sie Eröffnungen von Erinnerungssteinen für ihre Verwandten beiwohnen konnten. Zuletzt wurden Angehörige der Familien Rezek und Röder unterstützt.
Im Oktober kamen Nachkommen der jüdischen Familien Rezek und Röder aus der Schweiz, Kanada, den USA und Australien nach Wien, um in der Pestalozzigasse 3 (1. Bezirk) „Steine der Erinnerung“ für ihre Urgroßeltern und Ururgroßeltern zu enthüllen. Die Reisen einiger der Angehörigen wurde vom JWS unterstützt.
Josef und Regina Rezek wohnten bis April 1942 in der Pestalozzigasse 3, bevor sie von den Nazis deportiert und auf dem Transport oder im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurden. Die Rezeks waren ursprünglich Gutsbesitzer in Niederösterreich deren Güter 1938 von den Nazis „arisiert“ wurden. Die Familie Rezek flüchtete daraufhin nach Wien und kam in der Wohnung der Familie Röder unter. Die Röders waren bereits im Oktober 1938 vor den Nazis aus Österreich geflohen. Anna Rezek, die einen Röder geheiratet hatte, konnte ebenfalls flüchten.
Mit Multimedia zur Erinnerung
Der Verein Steine der Erinnerung entstand 2005 auf Initiative von Elisabeth Ben David-Hindler, die mit einer Gedenktafel an die Eltern ihres Onkels erinnern wollte. Daraus hat sich ein Projekt entwickelt, das der – vorwiegend jüdischen – Opfer des Holocausts durch das Setzen von „Steinen der Erinnerung“ an den ehemaligen Wohnorten der Opfer gedenken will. Seit 2005 konnte der kleine, private Verein bei 133 Projekten über 900 Erinnerungssteine für Tausende von den Nazis ermordete aber auch vertriebene Personen setzen.
Neben lokalen Initiativen in Wien und Umgebung sowie einigen in den Bundesländern, führt der Verein auch größere Projekte durch – wie etwa die Einrichtung des „Wegs der Erinnerung“ durch die Leopoldstadt. Dieser Weg erinnert mit Erklärungstafeln und Wegmarkierungen an die ermordete und vertriebene jüdische Bevölkerung des Bezirks. Darüber hinaus bemüht sich der Verein um Kontakt mit den wichtigsten Institutionen, die sich mit der Shoah und ihren Auswirkungen befassen. 2010 wurde der Verein mit dem „Karl-Renner-Preis“ für „hervorragende Verdienste um Wien und Österreich“ ausgezeichnet. Seit 2015 führt ein GPS-gesteuerter Multimedia-Guide zu den Steinen der Erinnerung und vermittelt die Geschichte der Personen, derer gedacht wird.




