Anfang April reiste eine Gruppe von 40 Jüd:innen der „2. Generation“ auf Einladung des Jewish Welcome Service nach Wien. Der Aufenthalt war Teil des „Besuchsprogramms für vertriebene Wiener Jüdinnen und Juden und deren Nachkommen“. Die Gäste kamen aus den USA, Australien, Argentinien, England und Israel.
Auf dem vielfältigen Programm standen u.a. Empfänge bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und bei Stadträtin Veronica Kaup-Hasler im Wiener Rathaus. Mit dabei war auch George Deutsch, der als Kleinkind den Holocaust durch eine Verkettung glücklicher Zufälle überlebte. Seine Mutter Johanna war österreichische Slalom-Meisterin, sein Vater Ernst der einzige jüdische staatlich geprüfte Skilehrer Österreichs. Ebenfalls unter den Gästen befand sich Linda Pollack-Kessler, die auf Spurensuche nach ihrer Großtante Käthe Malamet war. Käthe wurde 1886 in Wien geboren und 1942 im Vernichtungslager Maly Trostinez ermordet.
Umfangreiches Besuchsprogramm und Zeitzeugengespräche
Auch die 80-jährige Silvia Goldschmidt aus Argentinien folgte der Einladung des Jewish Welcome Service. Sie erzählte die außergewöhnliche Geschichte ihrer jüdischen Mutter (Jg.1913). Sie war eine Wiener Schönheitskönigin, in die sich ein SS-General verliebte, der der Familie die Flucht vor den Novemberpogromen 1938 ermöglichte. Mark Lichtenstein, dessen Eltern in Wien geboren wurden, war ebenfalls unter den Gästen. Die Wiener Wohnung seiner Familie wurde während der Pogrome 1938 zerstört, Teilen der Familie gelang die Flucht, viele andere Familienmitglieder konnten nicht entkommen.
Das umfangreiche Besuchsprogramm umfasste auch Gräberbesuche auf dem Wiener Zentralfriedhof, Besuche im Jüdischen Museum, im Wien Museum und bei der Kindertransporte-Wanderausstellung „Für Das Kind“ sowie eine Stadtrundfahrt und eine Walking Tour durch das Jüdische Wien. Zusätzlich wurden intensive Recherchen im Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde ermöglicht. Besonders bedeutsam waren auch die Zeitzeugengespräche im Schulzentrum Kenyongasse und der Zwi-Peres-Chajes Schule, bei denen die Gäste den Schülerinnen und Schülern aus ihren Familiengeschichten berichteten. Die Teilnahme an einem Schabbat Service und einem gemeinsamen Schabbat-Essen im IKG Gemeindezentrum rundeten den Besuch ab.


Berichte zum Aufenthalt der Gruppe: