Im Oktober wurde der 2020 erstmals durchgeführte Spaziergang „Rundgang zu Orten jüdischen Lebens in Margareten“ wiederaufgenommen. Die Historkerin und Zelman-Preisträgerin Gabriele Anderl führte auf den Spuren (verschwundenen) jüdischen Lebens durch den 5. Wiener Bezirk.
Der Textilfabrikant Bernhard Altmann und dessen Familie, die Eigentümer des Margaretener Bürgerkinos, Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeindebauten, kleine Gewerbetreibende und Kaufleute – sie alle repräsentierten bis 1938 die Vielfalt jüdischen Lebens im 5. Wiener Gemeindebezirk „Margareten“. Und sie alle waren der Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt und fielen ihr zum Opfer.
Nun führte die Historikerin und Journalistin Gabriele Anderl zu den Orten, an denen dieses reiche jüdische Leben einst stattgefunden hat – von der Synagoge in der Siebenbrunnengasse, dem religiösen Zentrum für die Margaretener Jüdinnen und Juden, über die Druckerei Brüder Rosenbaum bis zum Passamt für Juden. Basierend auf ihrem Buch „Jüdisches Leben in Wien-Margareten“ (Mandelbaum Verlag) erzählte sie dabei nicht nur die Geschichten der Opfer. Sondern auch der größtenteils österreichischen Täter und Profiteure, die in großem Maßstab jüdisches Eigentum raubten oder an regimegetreue Personen verschleuderten.
Gabriele Anderl ist Wissenschaftlerin, Autorin und Journalistin, Zelman-Preisträgerin 2016, war Mitarbeiterin der österreichischen Historikerkommission, ist seit 2005 Mitglied der Kommission für Provenienzforschung sowie freie Mitarbeiterin von Radio Ö1. Von ihr liegen zahlreiche Publikationen zur NS-Vertreibungs- und Beraubungspolitik sowie zur Exilforschung vor. Darüber hinaus hat sie – gemeinsam mit Evelyn Adunka – auch ein Buch zum verschwundenen jüdischen Leben in Ottakring und Hernals (16. und 17. Wiener Bezirk) veröffentlicht.
Die Wiederaufnahme des Spaziergangs von 2020 erfolgte in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung.