Am 31. Juli feierte der Komponist und Musikkritiker Walter Arlen seinen 100. Geburtstag. Arlen wurde in Wien geboren und wuchs in Ottakring auf, bis er 1939 von den Nazis vertrieben wurde. Er lebt bis heute in Los Angeles.

Arlen studierte in den USA bei Komponist und Dirigent Lukas Foss, arbeitete als Musikkritiker für die Los Angeles Times, unterrichtete an amerikanischen Unis als Musikpädagoge und komponierte. U.a. schuf er Stücke für Klavier und Gesang sowie einen neuen Soundtrack für den Stummfilm aus dem Jahr 1924, „Die Stadt ohne Juden„. Sein bislang letztes Werk, „Wenn die letzte Blaue fährt“ aus dem Jahr 2000 ist eine Hommage an den gleichnamigen Wienerlied-Klassiker.
Walter Arlen wurde am 31. Juli 1920 als Walter Aptowitzer in Wien Ottakring als Sohn einer jüdischen Bürgerfamilie geboren. Seine Eltern und Großeltern betrieben das „Kaufhaus Dichter“ in der Brunnengasse. Statt hinter den Tresen des Kaufhauses zog es Walter Arlen zur Musik – er nahm Klavierunterricht und schuf schon als Teenager erste Werke. Mit der Machtergreifung der Nazis 1938 endete seine Musikkarriere abrupt. Das Kaufhaus der Familie wurde „arisiert“, die Familie zeitweise inhaftiert und vertrieben. Arlen gelang die Flucht in die USA; zuerst nach Chicago, dann nach Los Angeles. In den ersten Jahren in Amerika ging es für den vertriebenen Wiener ums finanzielle Überleben, erst nach dem Krieg konnte er wieder an die Musik anknüpfen.
Regelmäßige Wien-Besuche
Arlen blieb immer mit seiner Heimatstadt verbunden. 2002 besuchten er und seine Schwester Edith Wachtel als Gäste des Jewish Welcome Service Wien, seitdem ist er regelmäßig nach Wien gekommen. Seit 2008 ist er Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, seit 2011 Träger des Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien, 2015 wurde er mit dem Goldenen Rathausmann der Stadt Wien ausgezeichnet. 2008 widmete ihm das Jüdische Museum Wien eine Sonder-Schau mit dem Titel „Wenn die letzte Blaue fährt“. Walter Arlen überlies 2011 seinen Vorlass mit Kompositionen und Korrespondenz mit Zeitgenossen (u.a. mit dem Komponisten Jan Sibelius) sowie die Fotosammlung seiner Familie der Wienbibliothek im Rathaus. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig gratulierte dem Jubilar und schickte die traditionelle Ehrengabe für hohe Jubilare per diplomatischen Kurier an dessen Wohnsitz in Los Angeles.
Quelle: PID
- exilarte.org: 100th birthday of Walter Arlen, exil.arte Center congratulates!
- Die Presse: Ich hatte nur große Sehnsucht und Traurigkeit, 19.11.2012
- Walter Arlen im WienWiki
- Der Standard: Kritiker und Komponist Walter Arlen: Ein Wiener im kalifornischen Exil, 26.7.2020
- Radiokulturhaus Wien: Echo des Unerhörten: Walter Arlen, 2017