Der heurige Leon Zelman Preis für Dialog und Verständigung ging an Shoshana Duizend-Jensen, die im Wiener Stadt- und Landesarchiv als Historikerin arbeitet. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler überreichte der Wissenschaftlerin die Auszeichnung am 12. Juni im Wiener Rathaus.
„Shoshana Duizend-Jensen“, so die Jury in ihrer Begründung, „setzt sich seit vielen Jahren umfassend mit der Entrechtung, Beraubung, Vertreibung und Verfolgung der Wiener Jüdinnen und Juden auseinander. In ihrer Arbeit als Historikerin macht Duizend-Jensen zerstörtes und verschwundenes jüdisches Leben in der Stadt sichtbar und zeigt die vielen Leerstellen, die in Wien während der NS-Zeit, aber auch nach 1945 entstanden sind, auf. Durch ihre Ausstellungen und Publikationen trägt sie dazu bei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Bezug auf die Schoa und deren Folgen zu schärfen und zu sensibilisieren. Ihr Engagement und ihre Empathie spiegeln sich nicht nur in ihrer wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung, sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement in der Flüchtlingshilfe wider.“
Die Mosaiksteine des Gewesenen
Die Laudatio hielt die Politikwissenschafterin Barbara Serloth, mit Duizend-Jensen seit Studienzeiten befreundet ist. Sie merkte an, dass die Geehrte „in ihrer Arbeit das Vergangene in die Gegenwart“ hole und „nicht ruht, bis sie die Mosaiksteine des Gewesenen freigelegt hat, bis sie ein paar der manchmal unförmigen, manchmal verwahrlosten, manchmal bloß unbeachteten, manchmal auch achtsam aus dem Blickfeld weggeräumten oder nur vergessenen Zeugnisse des Gewesenen neu beleben und in erzählbare Geschichten transferieren konnte.“
In ihrer Dankesrede betonte Duizend-Jensen: „Die wichtigste Vorbeugung vor dem völkischen und nationalistischen Hass ist das Wissen um das größte Verbrechen der Menschheit, den Holocaust. Ich denke, es genügt nicht, Jugendliche als Pflichtprogramm durch Mauthausen zu führen, in Ergänzung dazu möchte ich gerne daran mitwirken, junge Menschen, auch Kinder mit jüdischen Schicksalen und jüdischen, verschwundenen Institutionen in ihrer Wohn- und Schulumgebung zu konfrontieren und auf diese Weise Vergangenheit lebendig werden zu lassen.“