Am Abend des 8. November fand in der Wiener Tempelgasse, wo 1938 die größte Synagoge Österreichs von den Nazis zerstört wurde, ein Gedenken an das Novemberpogrom statt. Vor 600 Gästen erinnerte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer eindringlichen Rede an die Ereignisse.
Organisiert wurde die Gedenkfeier von ESRA Wien – Psychosoziales Zentrum, anwesend waren u.a. Israels Botschafterin Talya Lador-Fresher sowie die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Claudia Prutscher. Ehrengäste waren auch Holocaust-Überlebende und deren Nachkommen aus Israel, den USA und Australien, die in Kooperation mit dem Jewish Welcome Service zu der Veranstaltung nach Wien eingeladen und betreut wurden.
In seiner sehr eindringlichen Rede erinnerte Bundespräsident Alexander Van der Bellen daran, wie schnell damals Moral und Menschenwürde in den Hintergrund gedrängt und aus Nachbarinnen und Nachbarn Feinde gemacht wurden. Nur der Blick auf einzelne Schicksale könne begreiflich machen, was damals geschah. ZeitzeugInnen und Familienangehörige von Opfern der NS-Verfolgung erzählten, wie viele Menschen in Wien aus Verzweiflung Selbstmord begingen, wie sadistisch die Verhafteten gequält wurden, und wie aussichtslos ihre Chancen waren zu flüchten.
Dies zeige, so ESRA-Geschäftsführer Peter Schwarz, was es bedeutet, wenn bestimmte Gruppen der Gesellschaft für bestehende tatsächliche oder vermeintliche Probleme verantwortlich gemacht werden. Gedenken verpflichte deshalb auch, kritisch die Gegenwart und Zukunft zu beobachten, zu beurteilen und auch zu handeln. (Quelle: ESRA, www.esra.at)
Rechte Seite: Empfang beim Bundespräsidenten, Fotos: Peter Lechner/HBF