Scheinehen als Überlebensstrategie von Wiener Jüdinnen 1938 – diesem Thema widmet sich die Wiener Exilforscherin Irene Messinger heuer gleich in zweifacher Weise: Im Jänner fungierte sie als Mitherausgeberin der kommentierten Lebenserinnerungen der Wiener Tänzerin Anita Bild. Und nun kuratierte sie gemeinsam mit Sabine Bergler eine Ausstellung zu Thema im Museum Judenplatz.

Bereits im Jänner präsentierten Peter Bild und Irene Messinger das Buch „A Cherry Dress“, die kommentierten Memoiren der Wiener Tänzerin Anita Bild im Jüdischen Museum. Die später als „The Viennese Nightingale“ bekannt gewordene Künstlerin floh Anfang 1939 mit einem Hausmädchen-Visum nach England und ging eine Scheinehe mit einem ehemaligen Spanienkämpfer ein. So konnte sie wieder als Tänzerin auftreten und die Ausreise ihrer Eltern nach London organisieren.
Bild schrieb 1991 ihre Lebenserinnerungen. Ihr Sohn Peter gab diese Memoiren – die von wissenschaftlichen Beiträgen renommierter Expertinnen begleitet werden – gemeinsam mit der Wiener Exilforscherin Irene Messinger heraus. Der Jewish Welcome Service lud Peter Bild und seine Frau Jan zur Buchpräsentation nach Wien ein.
13 Frauenschicksale
Nun stellt Irene Messinger das Thema von „A Cherry Dress“ in einem größeren Zusammenhang erneut vor – und zwar in einer von ihr gemeinsam mit Sabine Bergler vom JMW kuratierten Ausstellung im Museum Judenplatz. „Verfolgt. Verlobt. Verheiratet. Scheinehen ins Exil“ befasst sich noch bis 7. Oktober mit den Scheinehen, die Wiener Jüdinnen 1938 mit ausländischen Staatsbürgern eingingen, um ihr Leben zu retten – oder, so sie sich schon im Exil befanden, um der Staatenlosigkeit zu entgehen oder eine Arbeitserlaubnis zu bekommen.
Anhand von 13 Frauenschicksalen, darunter die Theaterleiterin Stella Kadmon und die Violinistin Alma Rosé, berichtet die Ausstellung über die Chancen und Risiken einer Scheinehe als Überlebensstrategie. Der Jewish Welcome Service lud Nachkommen, die Familien Bild und Roth zur Ausstellungseröffnung ein.
