Mitte Oktober fand im Wiener Literaturhaus ein Erinnerungsabend statt. Unter dem Titel „Von Grünfeld zu Grenville“ wurde an die Geschichte der Wiener Familie Grünfeld erinnert – in Anwesenheit des Familienmitglieds und Exilforschers Anthony Grenville.
Anthony Grenville besuchte Wien mit seiner Familie mit Unterstützung des Jewish Welcome Service und um vor allem zwei „Aufgaben“ zu absolvieren: Er wohnte der Enthüllung eines Gedenksteins für seine von den Nazis ermordeten Großeltern bei. Und er berichtete über seine Familiengeschichte.
Diese begann 1885 damit, dass der 16-jährige Bernhard Grünfeld in die Rauchrequisiten-Firma Lichtblau im sechsten Wiener Bezirk eintrat. 1898 heiratete er Flora, die Tochter des Firmeninhabers Adolf Lichtblau und stieg zum Gesellschafter auf. 1922 übersiedelte das Unternehmen in den siebenten Wiener Bezirk.
Nach ihrer Machtübernahme haben die Nationalsozialisten die Firma „arisiert“, Bernhard und Flora deportiert und ermordet. Ihren Kindern Edith und Arthur gelang die Flucht nach England. Nach dem Krieg wurde die Firma restituiert, die Familie blieb jedoch in England und änderte ihren Namen in Grenville.
Die Exilgeschichte der eigenen Familie
Arthurs Sohn Anthony Grenville studierte Germanistik und wurde später Exilforscher und Vorsitzender des Research Centre for German and Austrian Exile Studies (University of London). An dem Abend im Literaturhaus erzählte er über die Exilgeschichte seiner eigenen Familie.
2010 schenkte Grenville der Österreichischen Exilbibliothek (ÖEB) Dokumente zur Familien- und Firmengeschichte. Über diesen Bestand hielt die ÖEB-Leiterin Veronika Zwerger einen bebilderten Vortrag.
Daliah Hindler vom Verein Steine der Erinnerung sprach über ihre Arbeit und die Gedenksteine für Anthony Grenvilles Großeltern in der Wiener Altstadt (1., Hohenstaufengasse 7). Ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend waren Susanne Trauneck, Generalsekretärin Jewish Welcome Service Vienna, und Anna Babka, Vorsitzende Kulturkomission Bezirk Neubau.