In Erinnerung an die „Kindertransporte“ zur Rettung jüdischer Kinder vor 80 Jahren organisierte der Jewish Welcome Service gemeinsam mit der Kindertransport Association New York und anderen Organisationen Anfang Juli eine Gedenkreise von Wien nach London. Mit dabei waren vier der „Kinder“ von 1938/39 sowie 13 Nachkommen damaliger Geflüchteter.

Von Dezember 1938 bis August 1939 wurden an die 100 Zugreisen aus Österreich, Deutschland und der ehemaligen Tschechoslowakei organisiert, um vorwiegend jüdische Kinder vor dem Nazi-Regime in Sicherheit zu bringen. 23 dieser Züge starteten von Wien aus. Insgesamt konnten damals rund 10.000 Kinder entkommen, 2.500 von ihnen aus Österreich. Sie flüchteten auf einer Route, der auch die heurige Gedenkreise folgte:
Nach einem dreitägigen Wien-Aufenthalt auf Einladung des JWS wurde die Gruppe am 4. Juli auf dem Wiener Hauptbahnhof im Beisein hochrangiger ÖBB-Vertreter verabschiedet. Von hier aus ging’s mit Unterstützung der ÖBB nach Berlin, weiter nach Amsterdam, dann zum Hafen Hoek van Holland und mit der Fähre über den Kanal weiter nach Harwich und zuletzt nach London – Liverpool Station.
Nur ein kleiner Koffer
Kurz nach dem Novemberpogrom am 9. auf 10. November 1938 lockerte die britische Regierung die Einreisebestimmungen und rief britische Familien dazu auf, Pflegekinder aufzunehmen. Auf der anderen Seite organisierte die Israelitischen Kultusgemeinde die Kindertransporte aus Wien. Die Eltern erfuhren den Abschiedstermin kurz vor der Abreise, durften den Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren nur einen Koffer, ein Handgepäcksstück und zehn Reichsmark mitgeben und ihre Kinder nicht einmal bis zum Bahnsteig begleiten. Die meisten der Kinder von damals sahen ihre Eltern nie wieder – und waren oft die einzigen ihrer Familie, die den Holocaust überlebten. In der Urania erinnert die Ausstellung „Für das Kind“ an ihr Schicksal. Für eineinhalb Millionen Kinder, die im Holocaust ermordet wurden, gab es kein Entkommen.
- Seite der ÖBB zur Gedenkreise
- Bericht der Tiroler Tageszeitung
- Bericht im Kurier
- Bericht in der Wiener Zeitung
- The Kindertransport Association
- The Association of Jewish Refugees
- ORF-Bericht zur Schau „Für das Kind“



