Die Journalistin Olga Kronsteiner wurde Mitte September im Wiener Rathaus mit dem Leon-Zelman-Preis für Dialog und Verständigung 2020 ausgezeichnet. Der Preis wurde von Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler im Stadtsenatssitzungssaal überreicht.
„Versöhnung, Dialogbereitschaft, Erinnern – das sind die großen Themen von Leon Zelman, der vor nahezu 40 Jahren den Jewish Welcome Service gegründet hat. Eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Holocaust-Überlebende bzw. deren Nachkommen aus der ganzen Welt in unsere Stadt einzuladen, um das gegenwärtige, zeitgemäße Wien kennenzulernen.
Die Journalistin Olga Kronsteiner ist die heurige Leon-Zelman-Preisträgerin. Ganz im Sinne des Namengebers des Preises webt sie ihre Geschichten – mit Engagement, Mitgefühl, Sachkenntnis, Differenziertheit und Genauigkeit. Ob Restitution, moderner Kunsthandel oder Kulturpolitik: Sie nennt die Dinge ohne Umschweife beim Namen und tritt im Zweifelsfall immer für die Kunst ein. Der Leon-Zelman-Preis ist Ausdruck von Wertschätzung und Respekt für ein journalistisches Werk mit unmissverständlicher gesellschaftspolitischer Haltung. Allein deswegen ist er unverzichtbar“, gratulierte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler der Preisträgerin Olga Kronsteiner.
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Benedikt Föger, Verleger und Autor in seiner Laudatio:
„Olga Kronsteiner ist erfüllt von einer fast anachronistisch anmutenden Sehnsucht nach Anstand in Politik und Gesellschaft und Widerstand gegen alles was diesem Anstand widerspricht. Die Raubzüge der Nationalsozialisten und der spätere mangelhafte Umgang damit wurden zu einer Art journalistischem Lebensthema.Dabei setzt sie immer auf gründliche, um nicht zu sagen akribische, Recherche, fundierte Hintergrundinformationen und ihr tiefes Fachwissen, um ihre Standpunkte klarzumachen und faktenbasiert Zusammenhänge aufzuzeigen.“
„Bei Olga Kronsteiner geht es nicht nur um die Leuchttürme der Kunstrestitution, sondern auch um die kleinen Alltagsgegenstände, die ein Leben ausmachten, das ausgelöscht wurde. Und die heute oftmals die einzige konkrete Grundlage der Erinnerung an ermordete Angehörige bilden.“
„Olga Kronsteiner kann anhand eines Details, sei es eine Zigarettendose, ein daumengroßer Kunstgegenstand oder ein Satz aus einem Brief, das ganze große Bild zeichnen, den zeitgeschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang aufzeigen.““
Widerstand gegen das Vergessen
„Ich freue mich sehr über die Anerkennung meiner journalistischen Arbeit. Ich verstehe sie als Widerstand gegen das Vergessen. Das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Bezug auf die Shoa und deren Folgen zu schärfen ist mein Ziel. Es gibt noch viel zu tun – heute mehr denn je“, so Olga Kronsteiner in ihrer Dankesrede.
Der Preis wird seit 2013 an Personen oder Initiativen vergeben, die sich im Sinne Leon Zelmans aktiv für die Erinnerung an die Shoah und den Dialog zwischen dem heutigen Wien und den Opfern der NS-Verfolgung und ihren Nachkommen einsetzen. Der Preis ist mit Euro 5.000,- dotiert und wird von der Stadt Wien gestiftet.
- Jury-Begründung
- Laudatio von Benedikt Föger
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